JULI 2010

31.07.2010
Heute gehen wir es ruhig an. Wolfgang fährt mal mit Rucksack zu Kaufland, um einige ausgegangene Lebensmittel im Hauffschen Haushalt wieder aufzufüllen. Ich verbringe viel Zeit im Internet. Wir telefonieren mit Andreas und Luis im Hintergrund. Luis wurden gerade die Haare gekürzt, wozu diverse Bilderbücher zur Ablenkung herhalten müssen. Corina und ihrem "Kugelbäuchlein" geht es nach wie vor gut. Eine gestrige Untersuchung bei der Gynäkologin ergab keine Auffälligkeiten. Na mal abwarten, morgen ist eigentlich Geburtstermin für den "Zwerg II". Wolfgang beobachtet unsere Schnurri im Garten, wie sie gerade mit einer Ratte kämpft und diese verspeist. Leider schien es keine Delikatesse zu sein. Kurze Zeit später durfte Wolfgang im Wohnzimmer dem Rückwärtsgang des unverdauten Nagers beiwohnen...
Schreien

30.07.2010
Ein schöner Tag dieser Freitag mit tollen Fortschritten bei mir beim Essen. Mein reichhaltiges Frühstück genieße ich wie immer, jedoch starte ich den Versuch, das mit Wurst belegte Roggenbrötchen vom Stück abzubeißen und nicht mittels kleiner Häppchen zu verzehren. Das funktioniert gut, sodass ich es so beibehalten werde. Zur Verdauung nehme ich anschließend keinen Schnaps sondern "Freddy", mit dessen Hilfe ich durchs Internet marschiere. Unterbrochen werde ich durch Kerstin, die mich unbedingt durchbewegen!?! Ich habe es wirklich auch nicht leicht...
Zunge ausstrecken Nachmittags starten Wolfgang, Cindy, Biene und ich zu einem Ausflug zu den Schlegler Teichen. Dort ist Biene voll in ihrem Element. Sie saust um den Teich, rennt ins Wasser und sprintet danach, um sich wieder zu trocknen. Wenn das ansatzweise gelungen ist,  gehts erneut ins "kühle" Nass. Wir lassen es uns auf einer Bank in der Sonne gut gehen. Auf der Rückfahrt halten wir beim Asia- Imbiss an und Wolfgang holt zum Abendessen Ente mit verschiedenem Gemüse. Nun probiere ich wieder erstmals was aus: Ich esse Reis, der mir von der Logopädin nicht gerade empfohlen wird. Doch ich konzentriere mich total beim "Mümmeln" und es klappt prima. Kein Reiskorn traut sich, den falschen Weg zu nehmen. Schön für mich!

29.07.2010
Ach, hat mich am Morgen Biene liebkost. Sie wurde überhaupt nicht fertig, mein Gesicht abzuschlecken. Man merkt deutlich, wie froh sie ist, wieder daheim zu sein. Da ich nach dem Mittag unter die Dusche will, ist mein Gesicht schon vorgewaschen. Mit Unterstützung von Anja setzt mich Cindy in den Duschrollstuhl und ab gehts unter die Brause mit mir. Porentief rein und ein wenig geschafft, verwöhnt mich Cindy mit Pflegecreme und frisiert bzw. föhnt meine Haare schön. Auch meine Augenbrauen zupft sie in die richtige Form. So bin ich danach an meinem "PC-Bettarbeitsplatz" die "Schönste", natürlich besonders durch mein modernes Brillchen. Insgesamt bleibt mir heute reichlich Zeit, das Internet unsicher zu machen u nd meinem "Spieltrieb" bei der "Entdeckung von Atlantis" nachzukommen. Angelika wuselt auch durchs Haus, um gebügelte Wäsche und Sauberkeit wieder herzustellen. In den nächsten drei Wochen sollten wir mit Schmutz und zerknitterter Wäsche sparsam umgehen, denn unsere "Fleissmeise" fährt in Urlaub.  Zur Vesper gibt es Oberlausitzer Kleckskuchen aus Schönbachs Backstube und zum Abendessen serviert Wolfgang frische Fischsemmeln. Ich probiere diese selbst abzubeissen, weil klein geschnittene Häppchen den Genuss schmälern. Das Essen klappt gut so und ich schaffe das gesamte Brötchen. Nun rieche ich dafür nach Fisch.

28.07.2010
Diesen Beitrag schreibe ich mit der neuen Computerbrille auf der Nase. Ach, ist das herrlich auf beiden Bildschirmen auch die Randbereiche deutlich zu sehen. Wir waren nachmittags beim Optiker und haben meine Brille abgeholt. Diese gibt mir nicht nur deutliche Klarsicht, sie sieht auch sehr schön aus und kleidet mich gut. Ich bin glücklich darüber. Demnächst werde ich mich in der Fotogalerie damit verewigen. Wenn ihr zwischenzeitlich mal lachen wollt, solltet ihr euch das Foto, welches am 21.07. den Eintrag ergänzt, ansehen. So gediegen sehe ich mit der neuen Brille leider nicht aus. Nach dem Optiker sind wir gleich noch zu Ingrid und Günter gefahren, um unser Bienchen wieder abzuholen. Na, war das eine Wiedersehensfreude. Biene bekam gar nicht genug, am Herrchen hoch zu springen und ihn abzuschlappern. Als wir wieder zu Hause eintrafen, wartete Schnurri schon vor der Haustür. Schnurri musste auch erst einmal Biene ein "Küsschen" geben. Es ist zu niedlich wie die beiden miteinander umgehen. Bevor wir in die Stadt fuhren, hatte ich Physiotherapie. Auch der Hausarzt stattete uns heute einen Besuch ab. Er war sowohl mit mir als auch mit Wolfgang äußerst zufrieden. Meine Blutwerte sind in Ordnung, sogar der Eisenmangel ist zurückgegangen. Diese Nacht konnte ich auch wieder ungestört schlafen. Selbst nach erforderlichen Absaugen schlief ich gleich wieder ein. Den Nachtdienst bestritt Tom, ein junger Pfleger, der als Springer in der Firma eingesetzt ist. Er wohnt in Schönbach und ist zum ersten Mal bei mir. Ohne Schwierigkeiten übernimmt er meine Pflege. Es ist ein sympathischer junger Bursche. Aus Hamburg meldet sich unser Rüdiger. Er hat gerade die Qual der Wahl, denn er hat sich bei zwei Agenturen vorgestellt und beide würden ihn aufnehmen. Nun muss er sich für eine entscheiden. Die Konditionen sind wohl auch bei beiden gleich. Welche vielleicht besser vermittelt, kann man im Vorfeld ja nicht einschätzen. Ich habe ihm zum "Münzwurf" ermutigt, kann nur schief gehen... Am Sonntag fährt er mit ein paar Kommilitonen erst mal nach Salzburg. Dort führen sie ein Stück des Studienprojektes auf.

27.07.2010
Hurra, bereits um 12.30 Uhr liege ich bereits zu Hause in meinem eigenen Bett. So zeitig waren wir von Coswig noch nie wieder da und so luxuriös wurde ich auch noch niemals gefahren. Dazu wurde direkt aus Leipzig ein ITW (Intensivtransportwagen) angefordert mit Ärztin und 2 Rettungssanitätern. Das Fahrzeug ist eine mobile Intensivstation mit Monitor zur Überwachung der Herzfrequenz, Pulsoxymeter zur Messung der Sauerstoffsättigung des Blutes usw. Das Beatmungsgerät wird im Auto über Strom betrieben. So war ich während der Fahrt reichlich verkabelt und konnte am Monitor meine Kurven und Werte verfolgen. Halbstündlich erfasste die Ärztin die Werte fürs Fahrtprotokoll. Dieses erhielt nach unserer Zielankunft Cindy, die paar Minuten vor uns eingetroffen war. Wieder im Bett, brauchte ich erst mal den Schieber und anschließend die Absaugung. Danach labten Wolfgang und ich uns an sehr leckerem Rhabarberkuchen aus der Lehmannschen Bäckerei. Jetzt genieße ich es wieder am PC hantieren zu können. Übrigens habe ich diesen "Freddy" getauft. Auch meine anderen Geräte haben "hübsche" Namen. Der Hustenassistent ist Alfred, der rollbare Medizinwagen ist Herbert und die Hulda ist das Beatmungsgerät. Im Ergebnis meiner  Kontrolluntersuchung in Coswig brauchen die eingestellten Werte des Beatmungsgerätes nicht verändert werden. Das ist schon irgendwie toll. Als ich in Zittau auf der ITS das Tracheostoma gelegt bekam, wurde das Beatmungsgerät durch telefonische Mitteilung der Coswiger Fachärzte eingestellt. Auch dieses Mal war man in Coswig mit meinem Befinden und den Ergebnissen der Untersuchungen sehr zufrieden. Die nächste Kontrolle für mich steht am 10.01.2011 an, in einem halben Jahr.

26.07.2010
Pünktlich um 8..00 Uhr stehen 2 Rettungssanitäter vor unserer Tür. Eine davon kenen wir gut, denn es ist Ina, die Tochter meiner Schulfreundin. Während der Fahrt haben wir dadurch allerhand Unterhaltung. Um 10.30 Uhr schlagen wir in Coswig auf und schnell geht es auf der Station C 0 in ein ein Zweibettzimmer mit Bett am Fenster. Vier junge Pfleger wuseln um mich und mein Bett herum und kümmern sich um meine medizin-technische Ausstattung. Ich werde verkabelt  und erhalte das Pulsoxymeter an den Finger gesteckt Mir bleibt kaum Zeit zum Pullern, den schon steht eine Mitarbeiterin mit dem EKG-Gerät neben mir. Dann schnell auf den Schieber mit mir, bevor ich wegen Blut angezapft werde. Dem Pfleger gelingt es sogar, in der Armbeuge eine Vene zu treffen, die auch gewillt ist, Blut zu spendieren. Auch der  Arzt lässt nicht lange auf sich warten, um sich meiner anzunehmen. Das Mittagessen steht auch schon bereit und Pfleger Martin reicht es mir. Es gibt Königsberger Klops mit Kartoffeln und Rote Beete. Alles sehr schmackhaft und auch mit der Beilage komme ich gut zurecht. Mit vollem Magen stelle ich mich dem Lunge röntgen. Dazu wird ein großes mobiles Röntgengerät ins Zimmer geschoben, mit dem das Rötgenprozedere durchgeführt wird. Danach tritt behandlungsseitig Ruhe ein. Dafür sorgt die inzwischen ins Zimmer gebrachte Bettnachbarin grenzenlos für Wirbel. Teilweise verwirrt, ruft bzw. schreit sie nach ihren Kindern, will ständig aufstehen, was sie gar nicht kann, reißt sich die Beatmungsmaske vom Gesicht u.ä. Am Nachmittag, wo Wolfgang bei mir ist, kann ich ja teilweise noch darüber schmunzeln, aber abends und in der Nacht finde ich das überhaupt nicht lustig. Das Drama geht die ganze Nacht so weiter, sodass ich total unruhig schlafe. Ich bin froh als es draußen hell ist und der Tag beginnt.

25.07.2010
Den Sonntag gehen wir ruhig an. Leider ist die schöne Zeit mit Rüdiger viel zu schnell verflogen. Nach dem Frühstück startet er nach Dresden, um noch einen Tag mit seinem Neffen bei Corina und Andreas zu verbringen. Morgen gehts dann zurück nach Hamburg. Ich habe mir ein neues Computerspiel  "Abenteuer Atlantis" geleistet für 7,99 Euro und verfalle wieder etwas in Spielsucht. Macht mir kolossalen  Spaß. Am Nachmittag besuchen uns Ingrid und Günter P. mit Kuchen im Gepäck. Wir vespern gemeinsam und lassen es uns schmecken. Ihr Kommen ist nicht ohne Grund, denn sie nehmen Biene paar Tage mit. Ich muss morgen planmäßig ins Fachkrankenhaus nach Coswig zur Kontrolle für eine Nacht. Da ist morgen früh zeitig munter werden angesagt, denn um 8.00 Uhr werde ich vom Krankentransport abgeholt. Cindy hat mir die Sachen schon zurecht gemacht und morgen früh wird mich Sebastian startklar machen.

24.07.2010
Es regnet immer noch in Strömen. Da Rüdiger noch da ist entschließe ich mich zu duschen. Bevor wir diese Aktion starten, fahren Wolfgang und Rüdiger zu meiner Schulfreundin den Grill wieder zurückbringen und gleich noch die leeren Flaschen abliefern. Danach werde ich von Rüdiger in den Duschrollstuhl gesetzt und Cindy seift mich unter der Dusche kräftig ein und spült mir den "Schmutz" runter. Hinterher fühle ich mich wie neu geboren.  Auf Grund des miesen Wetters bleiben wir zu Hause. Zur Vesper verwöhnt uns Cindy noch mal mit Himbeerschnitten, die uns allen Vieren gut schmecken. Später arbeiten Rüdiger und ich an meiner Homepage. Rüdiger vervollständigt die Liste meiner Hilfsmittel sowie die Aufstellung der Pflegekräfte und ich lasse mich im Tagebuch aus.

23.07.2010
Hoffentlich spielt heute Abend das Wetter mit, da soll doch unsere Grillpartie steigen. Der Wetterbericht ist alles andere als verheißungsvoll. Zum Glück hat Cindy vorgesorgt und einen Gartenpavillion sowie 2 Bierzeltgarnituren mitgebracht. Am Mittag ist Physiotherapie angesagt. In dieser Zeit baut Rüdiger den Pavillion auf.Danach wird mein Bett zur Beauty.Farm. Ich bekomme die Haare gewaschen, Augenbrauen gezupft und erhalte eine wohltuende Gesichtsmaske. Oh, bin ich danach schön! Nun können die Gäste kommen Als erste treffen meine Schulfreundin Gundel mit ihrem Mann ein. Beide machen sich sofort nützlich und helfen bei der Vorbereitung. Peter hat seinen Grill mitgebracht, so stehen zwei Grills zur Verfügung und keiner muss ewig auf Steak, Bratwurst, Bulette oder Zuchini warten. Nacheinander kommen die Ergos, Astrid mit Ivo sowie Anja mit ihrem Mann und der kleinen Helene. Angelika und Rolf sind auch schon da. Die Physio-Kerstin mit Jörg haben sich etwas verspätet und schlagen rechtzeitig zum Essen auf. Alles schmeckt sehr lecker. Das finden auch Hund und Katze. Schnurri nimmt sich das Grillrost vor und "säubert" dieses. Jeder hat zum "Schlemmen" was beigesteuert (Kartoffel-, Nudel-, Eiersalat, Kräuterbutter, das Grillgut usw.). Ganz herzlichen Dank euch allen. Petrus hat auch Einsehen mit uns und schickt nur ab und zu einen kleinen Schauer. In unserer Runde ist es sehr gemütlich und harmonisch. Wir haben viel Spaß und lachen reichlich. Ich freue mich auch sehr, dass Yvette, die ab August bei mir arbeitet, meiner Einladung gefolgt ist. Sie ist direkt nach Dienstschluss nach Eichgraben gedüst gekommen. Auch Sebastian, der bei mir Nachtschicht hat, ist eingetroffen. Leider will nun der Regen nicht mehr warten und Petrus öffnet voll die Schleusen. Wolfgang sorgt noch für eine "krasse" Einlage. Als er sein Bein unterm Tisch ausstreckt, kippt die gesamte Bank nach hinten und alle Mann liegen wie Maikäfer auf dem Rücken. Im gleichen Moment löst sich auch noch mein Beatmungsschlauch. Rüdiger kommt gerade mit Getränken aus dem Haus und glaubt, er ist im falschen Film. Nachdem meine Beatmung wieder funktionstüchtig ist und alle wieder in der Senkrechten sind, sehen wir, dass ein Bein der Bank direkt in der Mitte weggebrochen ist. Zum Glück hat sich niemand ernstlich verletzt. Selbst Wolfgang, der sofort von Kerstin umsorgt und behandelt wurde, hat keine Blessuren davon getragen. Da es inzwischen wie aus Kannen schüttet und mir nach 4,5 Stunden mein Po signalisiert, dass er in die Waagerechte möchte, heben wir um 22.00 Uhr die Tafel auf. Ganz uneigennützig helfen alle beim Auf- bzw. Einräumen, einfach toll! Vielen Dank! Als ich wieder im Bett liege, werde ich von drei Männern, Wolfgang links neben mir, Rüdiger am Fußende und Sebastian rechts vom Bett, umrahmt. Wir plauschen noch etwas und beschließen damit den Tag. Es war ein sehr, sehr schöner Abend. Bilder davon findet ihr in der Fotogalerie unter "Dankeschönfeier am 23.07.10"

22.07.2010
Mir fällt gerade auf, dass ich gestern gar nicht erwähnt habe, dass ich bereits um 7.30 Uhr zum Blut abgeben von Schwester Petra aus der Hausarztpraxis "gezwungen" wurde. Na ja, das war wie üblich eine schwere Geburt und gerade großzügig waren meine Blutgefäße auch nicht. Heute weckte uns um 8.15 Uhr das Telefon. Aber bevor Wolfgang dran war, hatte man aufgelegt. Da wir in der Regel den Tag erst um 9.00 Uhr beginnen, haben frühere Anrufer schlechte Karten. Wir leisten uns nun mal , den Luxus auszuschlafen. Mit Rüdiger, Cindy und Biene fahre ich nach Lückendorf, wo wir einen Waldspaziergang unternehmen. Während es für Cindy gar nicht so einfach ist, den Rollstuhl auf dem schottrigen Waldweg fortzubewegen, saust Biene wie ein geölter Blitz vorne weg. Man kann es nicht glauben, dass sie schon 15 Jahre alt ist. Wolfgang und Rüdiger waren vorher mit Biene beim Tierarzt zur jährlichen Kontrolle und Impfung. Auch der Tierarzt bestätigte ihr eine stabile Gesundheit. Herz, Ohren und Zähne alles top, lediglich die Augen sind altersbedingt vom Grauen Star befallen. Sie ist eine "flotte, dynamische alte" Dame. Wir machen noch eine kleine Gebirgsrundfahrt über Oybin-Hain, Jonsdorf und Olbersdorf, bevor wir nach Eichgraben zurück kehren.  Meinen Transfer ins Bett probiert Cindy unter Rüdigers Anleitung allein. Große Freude - es klappt auf Anhieb! Das lässt mich hoffen, künftig wieder öfter im Rollstuhl zu sitzen - prima! Zur Vesper schleckern wir ganz leckere Himbeerschnitten aus Cindys Familienbäckerei. Besten Dank dafür.

21.07.2010
Heute haben wir einen sehr nützlichen Trip geplant. Nachdem ich inhaliert und gefrühstückt habe, von Cindy gewaschen und von Kerstin durchbewegt wurde, setzt mich Rüdiger in den Rollstuhl und wir fahren alle vier mit dem Auto in die Stadt zu Optiker Huth. Ich brauche unbedingt für meinen "Computerarbeitsplatz" eine Brille. Meine vorhandene Gleitsichtbrille ist nur bedingt geeignet, da das Sehfeld für die Nähe nur sehr klein ist. Herr Huth und seine Mitarbeiterin beraten mich und auch mein "Gefolge" wie gewohnt bestens. Nachdem meine Augen von der Sehstärke her bestimmt sind, habe ich die Qual der Wahl beim Gestell aussuchen. Es geht jedoch ziemlich schnell, da mir das zuerst Gezeigte am besten gefällt. Wenn alles klappt, können wir übermorgen die Brille schon abholen. Freue ich mich!
Lächeln
Anschließend besuchen wir meine Eltern auf dem Krematorium und nehmen einen schönen Blumenstrauß mit. Seit ich das Tracheostoma habe, war ich noch nicht an ihrer Grabstelle. Nur gut, dass wir uns für die Grabpflege durch die SDG Zittau (Städtische Dienstleistungsgesellschaft) entschieden haben ansonsten hätten wir ein Problem. Zu Hause gibts Vesper und anschließend als Dessert für mich das INTERNET !!! Dabei verfliegt die Zeit und plötzlich steht schon Sebastian in der Tür. Na, da lasse ich mich eben mal von ihm verwöhnen. Er reicht mir das Abendessen und macht mich anschließend für die Nacht fertig. Klappt alles prima!
Meine Freundin Gundel hat heute Geburtstag und meine Überraschung ist voll gelungen. Ich habe ihr bei Amazon ein Kissen mit Katzenmotiv vom Versandhandel Triosk bestellt. Sie ist Katzenliebhaberin und hat sich sehr darüber gefreut. Nur hatte sie keinerlei Ahnung von wem das Päckchen ist (Das war ja meine Absicht!). Im Familienkreis wurde gerätselt und schließlich rief der Freund der Tochter beim Versender an.Er erfuhr, dass es eine Frau Angelika Hauffe in Auftrag gegeben hat. Tut mir leid, die kenne ich nicht, hi, hi!

20.07.2010
Nach dem Frühstück geht es meinen Haaren zu leibe. Dazu hat mich Rüdiger in den Rollstuhl gesetzt und in die Küche gefahren. Dieses Mal ist glücklicher Weise keine Maske mehr störend im Wege. Allerdings muss mir Cindy den Kopf halten, weil die Kopfstütze entfernt werden musste. Kurze Zeit später besitze ich einen feschen Sommerschnitt. Gleich im Anschluss unternehmen Rüdiger, Cindy, Biene und ich einen Spaziergang durch Eichgraben. So lernt Cindy mal etwas von unserer Umgebung kennen, währenddessen sich Biene im Wald austoben kann. Wieder zu Hause angekommen, nimmt sich Cindy meiner weiter an und wäscht mich. Das hatten wir vor der Friseurstunde nicht mehr geschafft. Ich bin froh, wenn die Pflegekräfte flexibel sind und sich der aktuellen Situation anpassen. Biene ist geschafft von unserem Ausflug und schläft. Pünktlich um 16.00 Uhr können wir Cindy in Feierabend schicken. Die nächsten vier Stunden ist Rüdiger um mich und mein leibliches Wohl besorgt. Zum Abendessen verwöhnt er uns mit Spagetti,  Tomatensoße und Fischstäbchen. Zwischendurch saugt er mich ab, so als würde er nie etwas anderes tun. Er könnte durchaus auch als Pfleger arbeiten. Vielleicht bekommt er auf der Bühne mal so eine Rolle.

19.07.2010
Neue Woche, neues Glück, denn Rüdiger ist zurück! Gegen 15.30 Uhr trudelt er von Hamburg ein. Wir freuen uns alle sehr, zumal er die ganze Woche da bleibt. Noch vor Rüdiger ist Josie von Dresden eingetroffen. Sie wechselt gemeinsam mit Cindy meine Kanüle, was wieder völlig reibungslos von statten geht. Da Kerstin auch gerade noch bei mir ist, darf sie gleich mal zuschauen. Danach wird mein Bett zum "Schönheitssalon", denn meine Haare werden mit frischer Farbe (rot-kupfer) versehen. Morgen kommt meine Friseuse zum Haare schneiden, wird auch Zeit. Die Haare wachsen wie verrückt.
Der Dienstplan für den Rest des Monats ist heute plötzlich hinfällig geworden, denn Karin ist krank geschrieben. Josie gibt sich große Mühe, um meine Pflege mit den verfügbaren Kräften (2 haben Urlaub) abzusichern.

18.07.2010
Rüdiger hat mir eine ganz große Freude gemacht. Für eine Theaterproduktion in Hamburg schrieb er zwei Texte, meine Lebenssituation betreffend mit dem Thema "Mein Körper - mein Gefängnis". Tolle, sehr beeindruckende und realitätsnahe Zeilen. Ihr findet diese in der Rubrik " über mich" unter "Textarchiv". Müsst ihr unbedingt lesen!
Der Sonntag verlief recht ruhig. Bis 15.00 Uhr sorgte sich Petra um mich. Sie wurde von Karin abgelöst. Petra hat jetzt auch "Urlaub" und fährt zur Tochter, um die beiden Enkel zu betreuen, weil im "Wessiland" die Kita zwei Wochen schließt. Corina, Andreas und Luis sind wieder unversehrt in Dresden angekommen, was sie uns am Abend telefonisch mitteilen.

17.07.2010
Zum Frühstück werden Wolfgang und ich jetzt immer richtig verwöhnt. Petra bringt frische Brötchen bzw. Croissants mit und Cindy auch sogar aus der eigenen Bäckerei. Mit einem leckeren Frühstück beginnt jeder Tag gut. Wir nehmen uns auch besonders viel Zeit dafür und halten nebenbei einen Plausch. Vorsicht! Böse Falle für mich, denn ab und zu vergesse ich mich beim Essen zu konzentrieren und schnell habe ich mich verschluckt. Zum Glück konnte ich mich bis jetzt immer selbst wieder davon befreien. Wolfgang fährt zum ersten Mal wieder zum Wocheneinkauf. Zur Unterstützung nimmt er Angelika mit, die ihm beim Tragen behilflich ist. Nach der Vesper ruft Rüdiger aus Hamburg an. Er sitzt gerade im Büro der Hochschule und tütelt Schreiben in Umschläge ein. Mehrere hundert Stück... und das ist ziemlich stupide, aber er kann sich damit seinen studentischen Geldbeutel etwas auffüllen. Während wir so miteinander sprechen, höre ich schon Luis Stimmchen durchs offene Fenster. Kurz darauf stehen die dreieinhalb Hauffes vor meinem Bett. Corinas "Bäuchlein" ist schon ganz schön rund. Schließlich sind es ja nur 2 Wochen bis zum Entbindungstermin. Na, wir sind gespannt und wünschen alles erdenklich Gute. Dass es eine Junge ist, wissen wir schon. Luis erhält von Petra noch ein Geburtstagsgeschenk und Opa muss sich mit ihm das neue Bilderbuch anschauen. Dann holt Opa auch noch Kekse für den Zwerg. Das findet dieser am Allerbesten. Die Oma dagegen hat einen groben Fehler begangen und hat im Tagebucheintrag von letzter Woche, den Luis 7 cm kleiner gemacht. Das "arme" Kind ist nicht 82 cm sondern 89 cm groß. Luis, kannst du der Oma nochmal verzeihen.

16.07.2010
Meinen Eintrag über den Freitag hatte ich fast fertig als ich durch eine falsche Tastenkombination alles gelöscht habe. Da war ich sauer und habe nicht mehr geschrieben. Deshalb geht es erst heute (Montag) mit Aktualisieren weiter.
Der Freitag war ein sehr schöner und abwechslungsreicher Tag. Von Kerstin V. hatten wir eine Einladung zur Geburtstagsparty erhalten. Diese findet ab 18.00 Uhr in Hirschfelde in der "Alten Wäscherei" auf den Neißewiesen statt. Doch erst einmal werden meine Gelenke während der Physiotherapie gelockert. Danach doktern wir erneut am Computer herum, bis wir uns nach 13.00 Uhr entschließen, bei der Firma in Dresden anzurufen. Tatsächlich treffen wir auch noch den kompetenten Partner an und bekommen Rat. Nach einigen Telefonaten hin und her und nach Eingabe einer ellenlangen Zahlenfolge ist Windows   aktiviert und ich kann wieder hantieren. Cindy hat nun Feierabend und Petra tritt zum Dienst an. Andreas mit seiner Familie ist inzwischen von auch eingetroffen. Sie übernachten beim Opa in Olbersdorf. Gegen 18.00 Uhr bringt ihn Corina zu uns, damit er mich in den Rollstuhl setzen kann. Nun gehts ab ins Auto. Entsprechend der heißen Witterung bin ich luftig gekleidet, jedoch mein Kopf ist mit Stirnband und dickem Schal versehen, um ihn an der Kopfstütze zu fixieren. Bestimmt ein genialer Anblick: Körper für +30°C eingerichtet und Kopf vorm "Erfrieren" bei -30°C geschützt. Als wir bei der ca. 60 köpfigen Geburtstagsgesellschaft eintreffen, labt sich diese gerade an köstlichen Speisen vom Grill und vom Buffet. Kerstin V. freut sich sehr über unser Kommen. Heute lehne ich jedoch den Sekt ab und versuche es mit Rotwein (Dornfelder). Obwohl ich kein ganzes Glas schaffe, klappt das Trinken gut. Der Abend ist sehr abwechslungsreich und lustig. Der Stadtchor präsentiert seiner Chefin ein kleines Theaterstück vom "Schneewittchen und den sieben Zwergen". Einfach köstlich!!! Da schlummern versteckte Talente im Chor. Außerdem wurde viel gesungen und ich habe mitgesungen (bei der Ausatmung mit Ton und beim Einatmen tonlos). Gegen 21.30 Uhr haben Wolfgang, Petra und ich uns verabschiedet und Andreas brachte uns nach Hause. Hier wartete schon Sebastian auf uns, denn wir waren 5 Minuten überfällig (schöne Schweinerei!). Es war ein wunderschöner Ausflug und ich weilte das 1. Mal wieder mitten unter den Chormitgliedern seit ich das Tracheostoma habe.

15.07.2010
Heute begeht Kerstin V. ihren runden Geburtstag. Wir haben geplant, am Nachmittag sie zu besuchen. Astrid hat extra die Zeit für die Ergotherapie verändert, um für meinen Transfer zur Verfügung zu stehen. Pünktlich um 14.30 Uhr steht sie in der Tür. Cindy hat mir bereits mein leichtes zweiteiliges Sommerkleid angezogen, sodass ich von Astrid und Cindy gleich in den Rollstuhl umgesetzt werden kann. Kurz zuvor erleben wir eine Überraschung. Simone (meine ehemalige Pflegerin, die jetzt in Neu-Ulm wohnt) besucht uns. Darüber freuen wir uns sehr. Es gelingt uns, Simone zu überreden, dass sie mit zum Geburtstagskind kommt. Zwischenzeitlich ist auch Heidi zum Schichtwechsel eingetroffen. So kann Cindy Feierabend machen und wir fünf (Astrid, Simone, Heidi, Wolfgang und ich) brechen zu Kerstin auf. Der Weg ist nicht weit, Luftlinie ca. 800 m. Für mich ist es der erste Ausflug in Eichgraben seit einem Vierteljahr als ich die Kanüle bekam. Nachdem wir unsere Glückwünsche und Geschenke überbracht haben, sitzen wir bei Kaffee und sehr leckerem Kuchen auf der Terrasse. Ein schöner Nachmittag, wo wir viel Lachen und reichlich Unterhaltung haben. Der Sekt zum Anstoßen bereitet mir beim Schlucken Probleme. Die starke Kohlensäure, dazu noch aus dem Trinkröhrchen gezutscht, geht gar nicht. Sekt werde ich künftig meiden, den Ärger damit muss ich nicht haben. Nach zwei Stunden sind wir wieder zu Hause und Astrid mit Heidi legen mich mich ins Bett zurück. Heidi hat heute ihren letzten Dienst vor dem Urlaub. Wir wünschen ihr für die nächsten drei Wochen gute Erholung. Schönes Wetter bekommt sie ja diesen Sommer in Deutschland gratis.  Heute Vormittag meldete Rüdiger und bereitete uns eine riesen Freude. Er kommt Montag zu uns und bleibt eine Woche da. Ist das schön! Da er mich allein umsetzen kann, werden wir bestimmt gemeinsam paar Ausflüge machen.

14.07.2010
Nun muss ich mich aber sputen, um den Rückstand im Tagebuch wieder aufzuholen. Vom Mittwoch gibt es nicht viel zu berichten. Übliches Vormittagsprogramm, anschließend Physiotherapie und danach zahlreiche Versuche, den Computer gangbar zu machen. Leider eben ohne Erfolg und das nervt mich ganz schön. Inzwischen spielt sich das neue Schichtsystem gut ein. Frühdienst hat Cindy. Sie wird von Heidi abgelöst, die Spätdienst hat und um 21.00 Uhr kommt Karin zum Nachtdienst. Dieser geht bis früh um 5.00 Uhr. Die verbleibenden vier Stunden liegt die Verantwortung in Wolfgangs Händen. Für ihn ist das eine tolle Erleichterung, dass er nicht mehr 14 Stunden täglich (wie es bis zu meinem Krankenhausaufenthalt unter Maskenbeatmung war) meine Betreuung absichern muss. Wir kommen mit den neuen Pflegekräften sehr gut klar und sind froh, dass ich jetzt 20 Stunden pro Tag betreut werde, auch dank der Genehmigung durch die Krankenkasse (BKK Gesundheit).

13.07.2010
Da bei mir nun in 3 Schichten gearbeitet wird, müssen wir uns organisatorisch erst ein bisschen darauf einpegeln. Aber das ist kein großes Problem. Die Frühschicht vergeht wie im Fluge. Bedingt durch meine Ergotherapie, zu der ich in den Rollstuhl gesetzt werde und das dauert eine ganze Weile bevor ich die richtige Sitzposition habe, verrennt die Zeit nur so. An dieser Stelle war Schluss mit Schreiben, denn der Augen-PC hatte sich aufgehangen. Zwei Tage haben wir rumgedoktert immer ohne Erfolg. Dann haben wir die Firma kontaktiert und HURRA nun funktioniert er wieder.

12.07.2010
Die neue Woche fängt spannend an. Bei mir stellen sich zwei neue Pflegekräfte vor. Sie werden heute von Josie eingewiesen bzw. eingearbeitet. Den Frühdienst (9.00 - 15.00 Uhr) bestreitet Cindy mit Josie. Cindy hat wie auch Sebastian vorher eine Patientin in Görlitz betreut. Beide sind schon länger bei der ZGD (Zentrum für Gesundheitsdienste) Dresden. Für sie ist die Betreuung tracheotomierter Patienten nichts neues, sodass die Einarbeitung unkompliziert ist. Am Nachmittag stellt sich Yvette vor, eine junge Pflegerin aus Oderwitz. Sie fängt am 1. August in der Firma an und wird im "Team Hauffe" arbeiten. Gegenwärtig ist sie noch im Pflegeheim tätig. Wolfgang und ich freuen uns über die neuen netten Mitarbeiterinnen. Ich habe am Nachmittag geäußert: "Die Pflegekräfte werden immer jünger und immer hübscher!"  Das kann so weiter gehen. Wird es aber nicht, denn nun ist meine "Mannschaft" komplett. Zum Team gehören somit: (Aufstellung nach Alter)
Yvette aus Oderwitz,
Sebastian aus Sohland am Rotstein,
Cindy aus Schönbach,
Heidi aus Herrnhut,
Petra aus Ottenhain
Karin aus Görlitz.
Ab heute werde ich ja 20 Stunden pro Tag betreut und da ist schon eine ganze Anzahl Kräfte erforderlich.  Anders ausgedrückt, ich sichere diesen Personen einen Arbeitsplatz. Das ist doch eigentlich toll, freiwillig wäre mir die Gesundheit lieber.

11.07.2010
Luis hat heute seinen 2. Geburtstag. Als wir ihn anrufen um zu gratulieren, hat er unser Geschenk schon voll angenommen. Wir haben die Duplo-Eisenbahn für ihn ausgewählt und über Amazon direkt an das Geburtstagskind schicken lassen. Diese Woche war er zur U 7 - Vorsorgeuntersuchung. Ärzte bezeichnen diese teilweise als "Angst- und Schreiuntersuchung". Luis ließ seine Kooperationsbereitschaft vor der Kinderarztpraxis zurück. So wurden sämtliche Fragen bzw. Aufforderungen von ihm verneint. "Zeig mir deinen Bauch!" Luis: "NEIN". "Mache das und das...!" Luis: "NEIN" usw. Es entstand Eindruck, dass er Rückstand bei der Sprachentwicklung hat. Das ist aber Unsinn, denn er verfügt über den altersüblichen Wortschatz. Er ist gesund, 82 cm von Kopf bis Fuß und bringt 13,5 kg auf die Waage.
Bei mir ist heute geteilter Dienst. Bis 14.00 Uhr betreut mich Petra und danach ist Josie für mich da. Zum Frühstück reicht mir Petra wieder ein frisches Croissant. Ich vertiefe mich ins Internet, sodass der Sonntag ratzfatz vorbei ist.

10.07.2010
Sebastian hat die ersten zwei Nachtdienste bei mir absolviert und ich bin sehr zufrieden mit ihm. Ab heute Abend kommt Karin nachts. Zum Frühstück verwöhnt uns Petra mit frischen Brötchen. Ich schnabuliere ein Croissant. Zuvor habe ich Petra gleich zu zusätzlicher Arbeit "verholfen". Mein Bettlaken ist nass (na, wovon schon...) und muss gewechselt werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Auswechselei nicht so einfach ist, denn ich liege ja während dessen auch drin. Petra meistert alles prima. Während des Waschens haben wir beide allerhand zu schnattern. Immerhin war Petra zwei Wochen nicht bei mir. Am Nachmittag gehen meine Augen wieder arbeiten. Zwischendurch reicht mir Petra eine mitgebrachte Blätterteigtasche. Vielen Dank für die Bäckerware. Im Internet versuche ich mich heute mal an Spielen wie z.B. Polar Stars, Maya Pyramide, Jungle Jewels. Das funktioniert schon ganz gut. Natürlich sind die Zeitvorgaben für mich zu knapp und wenig relevant, aber es macht trotzdem Spaß. Abends steht natürlich König Fußball auf dem Programm. Oh, war das spannend! Man musste ja ständig die Gefühle wechseln. Schön, dass es unsere Jungs geschafft haben, das kleine Finale für sich zu entscheiden.

09.07.2010
Hilfe, mein Mann ärgert mich schon am Morgen. Da erlaube ich mir, zum Frühstück einen zweiten Pott Kaffee zu bestellen, gleich werde ich zum Säufer abgestempelt. So geht es mir nun ... Derweil kann ich Kaffee trinken so viel ich will, den mein niedriger Blutdruck lässt es zu und trinken soll ich ja immer viel. Noch einmal vor dem Wochenende ist Physiotherapie angesagt. Während Kerstin mich "bemuttelt", bringt Kerstin Nr. 2 [V.] den Einkauf vorbei. Zur Vesper überrascht mich Karin mit Erdbeereis. Das schmeckt natürlich, vielen Dank.

08.07.2010
Für Wolfgang war es die letzte "Nachtschicht". Er hat sich liebevoll um mich gekümmert und seinen Schlaf paar Mal unterbrechen müssen, um mich abzusaugen. Heute Abend beginnt Sebastian mit der ersten Nachtschicht bei uns. Zum Donnerstag ist Angelika wieder sehr fleißig und sorgt für Sauberkeit und gebügelte Wäsche. Während der Ergotherapie sitze ich im Rollstuhl auf der Terrasse. Dabei haben wir viel Spaß, denn Angelika und Wolfgang gesellen sich zu uns. Wir Weiberlein sticheln mit Wolfgang, der sich zu behaupten weiß. So ist das eben, wenn man Hahn im Korbe ist!?! Bezüglich eines Grillabends, der noch vom letzten Jahr offen ist, machen wir Nägel mit Köpfchen. Wir planen ihn nunmehr für den  23. dieses Monats. Es soll eine bunte Runde bestehend aus meinen Therpeuten, den Pflegekräften und unserer Fleißmeise Angelika werden. Jeder wird für das leibliche Wohl etwas beitragen, da Wolfgang noch keine größeren Einkäufe machen kann. Hoffentlich spielt das Wetter mit! Nachmittags widme ich mich wie gewohnt dem Internet. Ich entdecke ein nicht zu verachtendes Angebot bei Amazon, das ich nutze bzw. bestelle. Es handelt sich konkret um Kaffeepads von Dallmayr. Bei Abnahme in monatlichem Abstand werden 10% Rabatt zum marktüblichen Preis eingeräumt. Außerdem ist die Lieferung kostenfrei. Hochgerechnet sparen wir dadurch ca. 30 Euro im Jahr. Das reicht, um Wolfgang und mir fachmännisch die Haare zu schneiden. Nun mag vielleicht mancher denken, man ist die knickrig! Bin ich so nicht, aber zu verschenken haben wir auch nichts. Als Sebastian am Abend kommt, muss sich Biene erstmal richtig Luft machen über den fremden jungen Mann an Frauchens Bett. Aber sie kapiert schnell, dass Sebastian jetzt auch zum Team gehört.

07.07.2010
Der Tag verläuft unspektakulär. Das übliche Programm am Vormittag, anschließend Physiotherapie und danach viel Zeit, meine Augen arbeiten zu lassen. Kürzlich schickte mir Andreas eine Mail mit folgender Aufgabe, die ich meinen Tagebuchlesern nicht vorenthalten möchte.

Hauptschule:
Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für
50,- Euro. Die Erzeugerkosten betragen 40,- Euro.
Berechne den Gewinn!

Realschule:

Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln
für 50,- Euro. Die Erzeugerkosten betragen 4/5
des Erlöses. Wie hoch ist der Gewinn ?

Gymnasium:

Ein Agrarökonom verkauft eine Menge subterraner
Feldfrüchte für eine Menge
Geld (G). G hat die Mächtigkeit 50. Für
die Elemente aus G gilt: G ist 1. Die Menge
hat die Herstellungskosten (H). H ist um 10
. Elemente weniger mächtig als die Menge G.
Zeichnen Sie das Bild der Menge H als die
Tilgungsmenge der Menge G und geben sie
die Lösung (L) für die Frage an: Wie mächtig
ist die Gewinnsumme?

Waldorfschule: ( DEINE LEISTUNGSSTUFE)

Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln
für 50,- Euro. Die Erzeugerkosten betragen
40,- Euro und der Gewinn 10,- Euro.
Aufgabe: Unterstreiche das Wort "Kartoffeln" und
singe ein Lied dazu!

Tut dem Denken gut bei der Wärme, nicht wahr? Für mich hat die Sache einen schönen Nebeneffekt. Ich weiß jetzt, wie ich Texte markieren kann, um diese danach zu kopieren und neu einzufügen. Bin direkt ein bisschen stolz auf mich trotz meines Walddorfschulniveaus, hi, hi...
Mit Spannung und Zittern verfolgen wir natürlich das Halbfinale Spanien gegen Deutschland. Es ist wirklich schade, dass es für unsere Mannschaft nicht gereicht hat, aber es war ein faires Spiel, wo der Bessere eben gewonnen hat. Unsere Biene schien das anders zu empfinden, nämlich zum "Kotzen", denn das tat sie um Mitternacht in großem Umfang im Korridor. Zum Glück schlief ich noch nicht und hörte Biene, sodass ich Wolfgang wecken musste, der schlaftrunken, den Schlamassel beseitigte. Sein Knie fand die gebückte Haltung nicht gerade lustig. Es dankte gleich mal mit Schmerzen.

06.07.2010
Wolfgang hat es nicht leicht... Unsere beiden Vierbeiner lieben ihr Herrchen über alles und umgarnen ihn fortwährend. Biene schläft nachts eingekuschelt mit in seinem Bett. Wenn dann alle beide auch noch schnarchen, amüsiert es mich schon. Schnurri, unsere Schmusekatze hindert heute Wolfgang daran, am Computer zu hantieren indem sie sich auf der Tastatur räkelt und Streicheleinheiten fordert. Mal ehrlich, von soviel "Liebkosungen" kann ich nur träumen!!!
Zunge ausstrecken  Hund oder Katze bei Hauffes müsste man sein. Ich gönne mir dafür ein Duschbad. Heidi und Anja nehmen sich der Sache an und ich kann das Duschen genießen.  Es klappt sehr gut. Strahlend frisch liege ich danach wieder im Bett und traktiere den PC.

 05.07.2010
Die neue Woche fängt bei mir sehr feucht an. Ich habe es wieder einmal geschafft, bis zum Rücken hoch nass zu sein. Heidi schafft schnell Abhilfe und schon bald liege ich wieder in einem trockenen Bett. Als Wolfgang gerade in die Stadt gefahren ist, ruft Rüdiger an. Er kam von einem Casting für die Rolle des jungen Udo Jürgens in einem Film über sein Leben. Ob Rüdiger eine Chance hat, in die nähere Auswahl zu kommen, wird sich zeigen... Schön wärs ja! Physiotherapie steht bei mir heute auch auf dem Plan. Kerstin lockert meinen Körper, was ich als sehr angenehm empfinde.

04.07.2010
Ich genieße wie jeden Tag mein ausgiebiges Frühstück. Heute verspachtel ich ein gekochtes Ei, Käse [Grünländer], ein Brötchen, Melone, ein Jogurt und natürlich einen Pott Kaffee. Nachdem ich den Teller leer geputzt habe und mich nicht wie gestern dabei verschluckt habe, bin ich gestärkt für meine"Therapie", die da heißt: Augenertüchtigung am PC.
Lächeln Diese wiedererlangte Unabhängigkeit ist einfach genial. Wolfgang ist sehr eisern bei seinen täglichen Therapien fürs Knie. Mit seinem neuen Kniegelenk ist er sehr zufrieden. Am Nachmittag schlecken wir Eis, welches Heidi gesponsert hat. Danke!

03.07.2010
Na, heute warten wir schon mit Spannung auf das Fußballspiel. Wolfgang und ich tippen 2:1 für Deutschland. Eigentlich ist die Toranzahl gar nicht so wichtig, Hauptsache wir gewinnen. Damit ich besonders hübsch dafür bin und unsere Bundeskanzlerin ausstechen kann, wäscht mir Heidi die Haare. Mit dem aufgeblasenen Kopfwaschbecken klappt das gut. Bevor ich mich dem Fußball widme, habe ich noch genügend Zeit zu computern. Dabei kommt mir ein Angebot zur kostenlosen Herstellung von 250 Visitenkarten sehr gelegen. Ich wühle mich also durch die einzelnen Seiten. Als ich endlich das Muster meiner Karte fertig habe, werden mir noch endlos Angebote offeriert zum Schnäppchenpreis versteht sich!!! Ich bin aber bockig und bestelle nur die Visitenkarten. Nach dieser Aktion komme ich gerade zum Anstoß beim Viertelfinale zurecht. Was uns in den nun folgenden 2x45 Minuten geboten wird ist phänomenal. Ein schwarzer Tag für Diego Maradona und sein Gefolge. Nun rückt der Weltmeistertitel in greifbare Nähe. Hoffentlich klappt es!!! Nach dem grandiosen Sieg gegen Argentinien waren sogar in unserem 600 Einwohner zählenden Ortsteil, Vuvuzelas zu hören. Phantastisch diese Begeisterung und die so friedlichen Menschenmassen bei den public vieiwings. Abends überstehe ich Stubbe "Von Fall zu Fa"  nicht. Ich schlafe tief un fest, bekomme auch gar nicht mit dass Wolfgang das Spiel Spanien gegen Paraguay verfolgt.

02.07.2010
Nach einem turbulenten Tag folgt ein ruhiger Tag. Das nutze ich, um meine Augen intensiv am PC arbeiten zu lassen. Durch das weit geöffnete Fenster erreicht mich das schöne Sommerwetter. Es erreichen mich allerdings auch lästige Fliegen. Wenn so ein Tierchen auf mir rumkrabbelt, wünschte ich mir, dass ich es selbst verscheuchen könnte. Aber das funktioniert eben leider nicht, sodass ich dem Gekrabbel voll ausgesetzt bin. Kerstin bewegt mich vor dem Wochenende nochmal richtig durch. Abends verfolgen wir das Spiel Ghana gegen Uruguay. Ein Pech für die Afrikaner. Wir hätten ihnen den Sieg gewünscht.

01.07.2010
Nun beginnt schon wieder das 2. Halbjahr. Es ist kaum zu glauben, wie die Zeit vergeht. Der heutige Donnerstag ist turbulent und nach meinem Geschmack. Ich habe deshalb auch schon kurz nach 8.00 Uhr Karin  gebeten, mit dem Vormittagsprogramm zu beginnen.  Wir waren trotzdem zu langsam. Denn als Luis kam, war die Oma immer noch nicht fertig gewaschen. So hat sich der Opa erst mal dem Enkel angenommen. Mit ein paar Keksen konnte er Luis sofort erfreuen.  Anschließend schauten sich die beiden Bilderbücher an. Das Buch mit dem "pädagogisch hochwertigen" Titel " Moritz Moppelpo braucht keine Windeln mehr" trägt hoffentlich dazu bei, Luis sauber zu bekommen. Im Moment findet er das "Töpfchensitzen" ziemlich uninteressant und macht natürlich auch nichts rein. Karin derweil ist mächtig ins Schwitzen gekommen, nicht nur wegen der Außentemparaturen sondern wegen des fortwährenden Alarms meines zweiten Atemgerätes. Biene war auf den Schalter der Steckdosenleiste getreten und hatte die Stromzufuhr unterbrochen - Sabotage!!! - Nachdem ich unter allerhand Lärm fertig gewaschen war, nahm sich Karin das Atemgerät vor und schaffte, das Problem zu beheben. Inzwischen war Astrid eingetroffen. Sie staunte ganz schön, wie groß Luis geworden ist. Luis zeigte, was er kann und trennte voller Freude die Katheder voneinander. Das macht er richtig gut. Als uns Oma Kerstin mit Luis wieder verlassen hatten, wurde ich von Astrid und Karin in den Rollstuhl gesetzt und ab gings auf die Terrasse. Wunderschön, endlich wieder mal an der frischen Luft. Im Schatten fand ich es sehr angenehm. Astrid bearbeitet meine Schultern, Arme und Füße. Im Schlafzimmer unterdessen bezieht Angelika die Betten. Alles eine Frage des Timings. Als ich wieder in meinem sauberen Bett liege, nutze ich die Zeit fürs Internet und Tagebuch, denn am Nachmittag besuchen mich Ilona und Bernd. Sie waren lange nicht bei uns, sodass ich mich ganz besonders über ihr Kommen freue. Sie haben Kuchen mitgebracht, den uns Karin mit Kaffee serviert. Wir lassen es uns gut schmecken und plaudern viel miteinander. Natürlich demonstrierte ich mein neues Arbeitsmittel. Der Nachmittag war im Handumdrehen herum. Es war sehr schön. Abends telefonierten wir noch mit Rüdiger.