AUGUST 2010

31.08.2010
Heute genieße ich meinen Aufenthalt auf der "Schönheitsfarm", in die sich mein Pflegebett verwandelt hat. Cindy färbt meine Haare. Während sie mir den Kopf "bemuttelt", lockert Anja meine Füße und Zehen. Die Zeit zum Einwirken der Haarfarbe wird mit einer Gesichtsmaske überbrückt. Ich sehe genial aus, den Kopf in Silberfolie gewickelt und das Gesicht mit einem "Maskentuch" versehen. Ja, wer schön sein will, muss (leiden) sich vorher zum Affen machen. Danach bin ich natürlich die Schönste (im Bett).

30.08.2010
Wolfgang hat in den letzten Tagen die Ressourcen bei Ebay entdeckt. Nun kann er seiner Sammlerleidenschaft für Hörträger von früheren Kapellen auch über diesen Weg nachgehen. 9 Langspielplatten von Max Greger hat er für 2,00 Euro + Porto ersteigert. Da kann man echt nicht meckern. Auch ich finde Gefallen gelegentlich, was zu ersteigern, so z.B. ein süßes Bilderbuch für unsere Enkel für 1,00 Euro. Stöbern lohnt - aber kostet Zeit. Vom Tagesablauf selbst gibt es nichts Erwähnenswertes zu berichten. Abends melden sich die Jungs von Hamburg, wo sie alle drei gut angekommen sind. Für Luis war es die erste große Fahrt. Er war wohl sehr lieb im Auto und hat sich mit Spielen und Essen ablenken lassen.

29.08.2010
Kein Sonntagswetter draußen! Wir machen es uns bei Kerzenschein drinnen gemütlich. Dabei gibts Musik gratis von unserem DJ Wolfgang. Ich bin überrascht wie sicher Yvette in ihrem jugendlichen Alter beim deutschen Schlager ist - richtig Klasse! Rüdiger ist gestern wieder gut in Berlin gelandet und fährt heute zum Hauffe-Quartett nach Dresden. Am Abend telefonieren wir zusammen. Morgen fahren die beiden Brüder mit Luis nach Hamburg. Andreas nimmt am Kongress für Luft- und Raumfahrttechnik, der vom 31.08. - 02.09. in Hamburg stattfindet, teil. Onkel Rüdiger darf sich in dieser Zeit mit seinem kleinen Neffen beschäftigen, was er natürlich sehr gern tut.

28.08.2010
Am Nachmittag besucht mich Ingrid N., auch eine Sängerin unseres Chores. Sie hatte es sich schon lange vorgenommen. Bei einer Tasse Kaffee plaudern wir munter zusammen. Dabei erfahre ich, dass am 12.09.10 ein Chorkonzert gemeinsam mit dem Chor der Stadt Löbau als Benefizveranstaltung für die Beseitigung der Hochwasserschäden des Zittauer Tierparks geplant ist. Eine sehr gute Idee, finde ich. So hoffe ich, dass viele Besucher kommen. Wir werden bestimmt dabei sein.

27.08.2010
Vom Freitag ist erwähnenswert, dass ich seit langer Zeit wieder mall zum Frühstück mit in der Küche am runden Tisch saß. Anlass war Astrids außerplanmäßige Ergotherapie bereits um 9.30 Uhr. So haben wir damit gleich ein gemeinsames Frühstück abgehalten und mein lieber Mann fühlte sich in der Damenrunde sehr wohl. Dass es mir gefallen hat, ist selbstverständlich, zumal das Umsetzen in den Rollstuhl per Rutschbrett bestens klappte.


26.08.2010
Mit frischen Brötchen beginnt Yvette ihren Dienst heute wieder bei mir. Der Oderwitzer Bäcker bietet Kartoffelbrötchen an und die sind sehr lecker. Ich hatte bisher noch nie solche Semmeln gegessen - unbedingt zu empfehlen! Auch meine gestrige Voraussage trifft voll zu, heute ist meine Stimme wieder klar und deutlich. Mir geht es gut und darüber freue ich mich. Wolfgang fühlt sich auch wieder wohl und ist ausgeschlafen. Für mich steht zur Ergotherapie Duschen auf dem Programm. Der Transfer in den Duschrollstuhl gelingt Astrid und Yvette auf Anhieb und ich genieße es unter der Dusche zu sitzen. Auch mein Sekret hält sich im Zaum, sodass kein Absaugen während des Duschens erforderlich ist - prima! Mein Bett ist inzwischen frisch bezogen und Angelika, die nach 3 Wochen Urlaub auch heute wieder bei uns schafft, hat das Schlafzimmer gesäubert. Alles erstrahlt im hellen Glanz.

25.08.2010
Diese Nacht habe ich für etwas Unruhe gesorgt. Es war das erste Mal, dass ich um 3.00 Uhr auf den Schieber musste. Durch diese Aktion, die Sebastian fast lautlos bewältigt hat, konnte Wolfgang nicht mehr schlafen und war am Morgen entsprechend gerädert. Bei mir streikt seit Montag die Stimme etwas, aber ich gehe davon aus, dass es morgen wieder klappen wird. Mein Körper reagiert sehr sensibel auf äußere Umstände und wenn die nicht stimmen, bekomme ich Probleme mit dem Sekret. Am Nachmittag kommt meine Neurologin zum Hausbesuch. Als sie eintrifft, hantiere ich gerade am PC, so kann sie sich gleich selbst überzeugen, wie gut alles funktioniert. Mit meinem gesundheitlichem Befinden ist sie zufrieden und lobt auch den guten Zustand meiner Haut usw. Das ist ein Verdienst meiner Pflegerinnen. Heute begehen Corina und Andreas ihren Hochzeitstag. Damals hatte ich noch die Kraft selbst zu atmen. Es war auch für mich ein sehr schöner Tag. Leider konnte meine Mutti nicht mit feiern, da sie zwei Tage zuvor wegen akuter Atemnot ins Krankenhaus eingeliefert wurde. So überraschte das Brautpaar sie am Krankenbett. Genau drei Wochen später, einen Tag vor Andreas Geburtstag, schloss sie im Alter von 78 Jahren für immer ihre Augen. Freud und Leid liegen oft so nahe beieinander.
Rüdiger ahlt sich ja diese Woche auf Mallorca und schreibt von dort:

..."Hier ist alles super. Eigentlich noch besser als super. Das Wetter und die Gegend hier in Alcanada sind traumhaft. Das Hotel ist sehr gut gelegen und das essen schmeckt auch wunderbar. Heute sind wir ca.40km mit dem Rad durch die Gegend gegondelt. Es war echt beeindruckend was die Insel alles so zu bieten hat. Morgen wollen wir mal ein bisschen zu Fuß weiter forschen"...

24.08.2010
Biene begrüßt mich z. Zt. jeden Morgen mit großer Liebkosung in Form des Abschlappern meines Gesichtes. Wahrscheinlich bin ich ganz schön dreckig !?! Ich habe heute viel Zeit für den Computer, denn Therapie steht keine an. Ansonsten hat sich heute nichts Nennenswertes ereignet. Vielleicht nur ein Tipp: In 4 Monaten ist Heiliger Abend - ist das nicht Wahnsinn?

23.08.2010
Zu Wochenbeginn macht gleich mal unser Minibacköfchen die Grätsche. Aber wie das in dieser Wegwerfgesellschaft so ist - eine Reparatur lohnt sich nicht. So wird Wolfgang nach einiger Suche in der "Elektroquelle" in Zittau fündig. Für 39,00 Euro gibts ein neues Gerät von Severin. Also ist das Aufbacken von Brötchen etc. wieder gesichert - prima! Während Wolfgang unterwegs ist, habe ich Ergotherapie mit Anja. Weil das Wetter recht angenehm ist, entscheide ich mich für den Rollstuhl und die Terrasse. Dass das nicht die beste Idee war, wird mir beim Umsetzen klar. Anja und Heidi praktizieren einen wahren "Montagstransfer" und ich bin genervt... Dafür werde ich im Garten entschädigt. Lilly und ihr Herrchen sind auf einem Spaziergang und sehen mich vor dem Haus sitzen. Wir machen einen netten Plausch übern Gartenzaun und Lilly und Biene winseln sich gegenseitig unterm  Gartentor an. Ich freue mich, dass es Herrn G. wieder etwas besser geht.

22.08.2010
Wolfgang geht heute mit der DB AG auf Reisen. Er fährt nach Dresden und wird Moritz "begutachten". Ich buche für ihn den Fahrschein im Internet, was ich zum ersten Mal tue. Mein Fazit: Ich bin begeistert, wie gut es funktioniert. Der Fahrpreis nach Dresden und zurück ist ja mit 37,00 Euro nicht gerade preiswert, aber ich kann gleichzeitig noch ein Schnäppchen machen. Rüdiger und ich haben für Wolfgang eine Überraschung geplant, die wir ihm inzwischen auch mitgeteilt haben. Er wird Ende Oktober für paar Tage nach Hamburg fahren und u.a. Rüdiger in der Baal- Vorstellung ansehen. Für diese Fahrt war die einfache Fahrt von Zittau nach Hamburg mit Zugbindung für nur 29,00 Euro zu bekommen. Das lässt sich mit dem Auto keinesfalls toppen. Wolfgang kam am Abend sehr glücklich und zufrieden zurück. Auf Grund des schönen Wetters hat das Hauffe-Quartett mit dem Opa den Sonntagnachmittag auf der Prager Straße genossen. Luis konnte im Brunnen planschen und Moritz durfte sich an Mamas Brust laben. Ich wäre gern selbst dabei gewesen, aber Wolfgang hat das muntere Treiben im Bild festgehalten.
Rüdiger meldete sich nochmal vom Hamburger Bahnhof, wo er auf den ICE nach Berlin wartete. Morgen geht es dann von dort nach Mallorca. Bevor er sich in den Urlaub verabschiedet, hat er seine eigene Homepage fertiggestellt. Sie ist unter www.ruedigerhauffe.de aufrufbar. Schaut einfach mal rein!

21.08.2010
Die Sonne strahlt vom Himmel und ich strahle auch, denn am Nachmittag haben wir etwas sehr Schönes vor. Aus unserem Chor heiratet Sabine D. und wir werden das Brautpaar "bewundern" gehen. Zum Glück hält sich meine Sekretbildung in Grenzen, denn gestern sind wir aus dem Absaugen gar nicht raus gekommen. Ich glaube Wetterumstellungen beeinflussen die Geschichte kollossal. Petra, die am Wochenende bei mir Dienst hat, ist etwas aufgeregt betreffs meines Transfers in den Rollstuhl. Doch Wolfgangs Knie spielt voll mit, sodass alles unproblematisch verläuft. Kurz nach 15.00 Uhr erscheint das frisch getraute Paar aus der Kirche. Eine wunderschöne Braut können wir bewundern, der Bräutigam steht in keiner Weise nach. Eine Abordnung des Stadtchores trägt ein kleines Programm vor und danach werden die Glückwünsche überbracht. Unser "Ausflug" hat sich voll gelohnt. Sehr gefreut habe ich mich, dass im Nachgang eine ganze Reihe Sängerinnen und Sänger zu einem Schwatz zu mir kamen - das tut immer richtig gut und zeigt mir das "Zusammengehörigkeitsgefühl".

20.08.2010
Als Kerstin zur Mittagszeit meine Arme und Beine bewegt, meldet sich Rüdiger. Auf Grund seiner terminlichen Verpflichtungen in Hamburg hat sich Braunschweig nicht für ihn entschieden, künstlerisch waren sie sehr angetan von ihm. Rüdiger kann damit leben. So wird er am Montag wie geplant in den Urlaub fliegen und nicht nach Braunschweig umsiedeln. Das hat alles was für sich. Es wäre für ihn ganz schön stressig geworden, wenn es geklappt hätte. Zu mir kommt kurz nach der Physiotherapie die Podologin und bringt meine Fußnägel wieder in Form. Das empfinde ich stets als sehr angenehm.

19.08.2010
Der heutige Tag verspricht einige Aufregung. Weniger für mich, dafür mit mir und vor allem für Yvette und Petra. Beide werden heute bei mir den Kanülenwechsel durchführen. Für sie ist es das erste Mal und verständlicher Weise "flattern" sie ganz schon. Doch zunächst kommt am Vormittag Anja und sie wird mich gemeinsam mit Yvette duschen. Den Transfer vom Bett in den Duschrollstuhl probiert Anja allein mit unserer "Klappmethode". Wolfgang gibt entsprechende Hilfestellung. Fürs erste Mal war "schon viel Liebes dran". Das Duschen selbst funktioniert einwandfrei. Yvette war tüchtig aufgeregt, denn sie konnte sich das Ganze unter Beatmung gar nicht so richtig vorstellen. Aber sie hat sich wacker geschlagen. Nachmittags traf dann Josie von Dresden ein und kurze Zeit später kam Petra. Nach kurzer theoretischer Einweisung durch Josie konnte der Kanülenwechsel von statten gehen. Yvette war mit der neuen Kanüle bewappnet und Petra hatte die Aufgabe, die alte zu ziehen. Etwas blass um die Nase waren beide... Der Wechsel passierte problemlos und zügig - einwandfrei!!! Auch ich habe danach kein Kratzen im Hals gehabt, was die anderen Male immer aufgetreten war.
Rüdiger rief mehrfach an, da es für ihn im Falle einer Zusage vom Braunschweiger Theater viel zu klären gibt. Seitens der Hochschule würde die Sache befürwortet, jedoch müsste er natürlich die Aufführungstermine von Baal in Hamburg absichern. Obwohl im letzten Semester, was jetzt für ihn beginnt, kein regulärer Unterricht mehr ist, steht das Einzel- und Gruppenvorsprechen und seine Bachelorarbeit an. Von Braunschweig wird er noch einen weiteren Tag vertröstet.

18.08.2010
Am Vormittag schickt Rüdiger eine Mail und teilt uns mit, dass er nach Braunschweig fährt. Anlass ist ein Anruf vom Vortag. Das dortige Staatstheater sucht einen jungen Schauspieler zum sofortigen Antritt. So ist Rüdiger also auf dem Weg zum Vorsprechtermin. Nach dem Mittag meldet er sich aus Braunschweig und berichtet, dass das Vorsprechen sehr gut lief und er morgen Bescheid bekommt, ob ja oder nein... Ich werde zwischenzeitlich von Kerstin durchbewegt. Danach informiere ich mich mal im Internet über das Braunschweiger Staatstheater. Es ist ein Vierspartentheater (Schauspielhaus, Musiktheater, Balletthaus und Jugendtheater) und hat jährlich etwa 30 Premieren. Das ist schon was! Braunschweig selbst hat eine Viertelmillionen Einwohner. Na, mal abwarten, wie das Ganze ausgeht.

17.08.2010
Heute ergibt es sich, dass Ivette und ich verkehrte Welt spielen. Zunächst läuft alles planmäßig bis zum Frühstück das Telefon läutet. Am anderen Ende meldet sich Rüdiger mit dem wir eine ganze Weile nicht gesprochen haben. Ergo es wird ein längeres Telefonat. Bei ihm ist alles im grünen Bereich. Er will nächste Woche mit einem ehemaligen BWL-Kommilitonen nach Mallorca fliegen und im Warmen paar Tage Urlaub genießen. Ich musste das Gespräch dann irgendwann abbrechen, da der Kaffee "drückte". Einmal auf dem Schieber sitzend, wollte auch mein Darm sein Recht und das kann dauern... Um 12.30 Uhr traf Anja zur Ergotherapie ein, da kaute ich immer noch am Frühstücksbrötchen. Nachdem Anja fertig mit meiner Behandlung war, hieß es für mich erst mal computern, denn ich möchte ja schließlich wissen, was "draußen" so los ist. Unser Waschprogramm haben wir deshalb auf 17.00 Uhr verschoben. Ich bin deswegen nicht "verdreckt" oder habe "gemüffelt". Da ich schon immer ein spontaner Mensch bin, kommen mir solche Anpassungen an die konkrete Situation sehr gelegen. Zur Beruhigung, das Abendbrot gabs um 19.00 Uhr in Form von Königsberger Klopsen (von Erasco), sehr zu empfehlen!

16.08.2010
Nun beginnt schon die 2. Hälfte August und nächsten Monat zieht der hoffentlich "Goldene Herbst" ein. Es ist unglaublich, wie die Zeit rennt. Ich wünschte mir manchmal mehr Zeit für den Computer. Täglich nehme ich mir eine Menge Dinge vor, die ich mit dem PC erledigen will, aber meistens schaffe ich gar nicht alles. Purer Stress???  Nein, den mache ich mir nicht. Zwischendurch  erhole ich mich immer mal bei einem Computerspiel. Übrigens hatte ich letzte Woche eine "Rundmail" verfasst bezüglich unseres 2. Enkels. Darauf antworteten fast alle, worüber wir uns sehr gefreut haben. Ganz herzlichen Dank euch allen für die lieben Wünsche an Eltern und Großeltern. Ich habe eure Antworten an das "Hauffe-Quartett" weitergeleitet.

14./15.08.2010
Am Wochenende ist bei uns alles sehr ruhig gewesen und nichts Weltbewegendes passiert. Ich habe viel Zeit am PC verbracht Am Sonntag hat Petra Dienst gehabt und wir beide haben immer massig Gesprächsstoff zu bewältigen. Da dauert mein Frühstück glatt mal 2 h. Uns hetzt ja nichts, denn am Wochenende sind keine Therapien und Besuch hatte sich auch keiner angemeldet.

13.08.2010
Am Morgen werde ich auf Hundeart begrüßt und liebkost. Viene lässt sich gemütlich auf meinem Oberkörper nieder und schlappert Mund, Nase und Augen mit voller Inbrunst ab. Sie will gar nicht mehr aufhören damit. Heidi muss sie regelrecht von mir runter nehmen, um mir den Hustenassistenten anzuschließen. Als Kerstin zur Physiotherapie kommt, zeigt Biene, dass sie mich beschützten muss und bellt. Zur Zeit ist ihr Beschützerinstinkt geradezu etwas nervig. So wie mein Bett hoch oder runter gefahren wird, fühlt sie es für notwendig, durch Gebell eingreifen zu müssen. Dem Frauchen könnte ja Schaden zugefügt werden! Es ist wirklich erstaunlich, wie sie mich beschützt. Den größten Teil des Tages verbringt sie unter meinem Bett. Als ich noch tagsüber im Rollstuhl saß, legte sie sich immer darunter. Das Fernsehprogramm am Abend lässt uns bis Mitternacht durchhalten. Erst schauen wir im ARD den amüsanten Film "Was heisst hier Oma" und im Anschluss "Riverboot" mit interessanten Gästen.

12.08.2010
Da es draußen nicht plätschert, lassen wir es in der Dusche strömen. Wolfgang gibt sein Debüt und setzt mich in den Duschrollstuhl um. Sein Knie findet das noch nicht so prickelnd und alarmiert mit Schmerzen. Den Rücktransfer übernimmt Cindy, um Wolfgangs Knie nicht gleich noch einmal zu belasten. Anja unterstützt sie dabei. Während der Ergotherapie lockert Anja meine Füße und Zehen. Cindy hat mein Bett frisch bezogen, sodass ich mich rund herum wohlfühle. Der Rest des Tages nutze ich meiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. Ich "sitze", d.h. liege vorm PC. Mittlerweile schaffe ich es, mit einem Tastenanschlag von 0,30 Sekunden zu schreiben, angefangen habe ich mit 0,50 Sekunden. Steigern könnte ich mich theoretisch noch bis auf 10 Anschläge pro Sekunde. Ich glaube das ist mit den Augen nicht realistisch.

11.08.2010
Als Cindy ihren Dienst antritt, überraschen wir sie mit einem kleinen Präsent und dazu traditionsgemäß Selbstgereimtes von mir. Sie hatte gestern Geburtstag und frei. Bei Frauen schweigt man ja übers Alter... Deshalb nur soviel: Cindy befindet sich im Stadium von "Zehn Jahre 30". Folgenden Text habe ich für sie verfasst:

Im Hauffe-Team weht frischer Wind,
dafür sorgt Cindy recht geschwind.
Mit Umsicht und Engagement
packt sie die Dinge täglich an.
Absaugen, pflegen, sonst etwas
Cindy ist ein richtiges Ass.
Viele Wünsche für die Beste
zum gestrigen Wiegenfeste.
Alles Gute, Glück und Freude
wünschen wir dir alle Beide.
Als Geschenk gibt’s keinen „Fummel“,
sondern Motive von Hummel.
Der Honigschlecker Gustav ist,
die Mädels tanzen keinen Twist.
Sie wiegen sich bei Ringelreihn
und wollen immer artig sein.
Wir hoffen, dass es dir gefällt
und grüßen mit dem Rest der Welt.
In diesem Sinn mit froher Miene
Wolfgang, Angelika und Biene.

Jetzt habe ich aber mit dem Kopieren und Einfügen des Textes gekämpft. So richtig gefällt mir die Form immer noch nicht, aber jetzt hab ichs erstmal satt.
Ich hoffe so ist es in deinem Sinne! Liebe Grüße Rüdiger

10.08.2010
Wolfgang hat am Vormittag seine Kontrolluntersuchung beim Orthopäden, Dr. Krebs in Neugersdorf. Er fährt um 8.30 Uhr los und ist nach 13.00 Uhr wieder zu Hause. Ich bin natürlich schon sehr gespannt auf das Ergebnis. Was macht mein Mann? Er verscheissert mich! Erzählt mir, dass er die Armstützen noch bis Ende September nehmen muss. Außerdem hätte er dürfen noch nicht autofahren. Das Schlimme ist, ich falle darauf herein... In Wirklichkeit war der Arzt sehr zufrieden. Das Knie ist wieder voll belastbar und die Armstützen braucht er nicht mehr nehmen. Diese räumt Wolfgang auch ganz schnell weg. Er hat auch die Erlaubnis bekommen, mich wieder vom Bett in den Rollstuhl umzusetzen. Wir freuen uns sehr über dieses positive Einschätzung. So haben wir trotz meines ungeplanten Krankenhausaufenthaltes auch die Hürde mit Wolfgangs Knie-OP gemeistert. Das war jedoch nur möglich durch die tatkräftige Unterstützung von unseren Söhnen, durch die unbürokratische Hilfe und Betreuung seitens der ZGD und durch die vielen kleinen Leistungen von unseren Freunden und Bekannten. Deshalb an alle: ganz, ganz lieben Dank!!!
In Dresden holt Andreas seine Corina mit Klein-Moritz nach Hause. Alle sind gesund und munter. Luis ist sehr lieb zu seinem Brüderchen. Oma und Opa freuen sich sehr und wünschen dem kleinen Spatz gutes Gedeihen.

09.08.2010
Ausgehend von den Ereignissen am Wochenende beschließen Wolfgang und ich, uns um ein Notstromaggregat zu kümmern Da sind wir dann auf der sicheren Seite, wenn der Strom ausfällt. Der Montag verläuft bei uns relativ ruhig ab. Cindy betreut mich im Frühdienst und Heidi sollte um 15.00 Uhr zum Spätdienst eintrudeln. Sie dürfte hoffentlich nach 3 Wochen Urlaub gut erholt sein. Mich behandelt zwischenzeitlich Kerstin. Auch sie erzählt von vielen Schäden, ist selbst jedoch auch nicht betroffen. Mit etwas Verspätung trifft Heidi ein. Ihre Familie ist in Herrnhut ebenfalls verschont geblieben. Zur Nacht ist Sebastian da.

08.08.2010
Obwohl der Regen aufgehört hat, ist es erschreckend, was die Medien über die Situation und die Schäden berichten. Persönlich kann ich nicht genug betonen, wie glücklich wir sind, nicht betroffen zu sein. So ein Hochwasser haben sowohl mein Mann als auch ich noch nicht erlebt (obwohl wir alle beide "waschechte"Zittauer sind). Petra schlägt sich wacker, obwohl sie nun bereits fast 30 h auf den Beinen ist. Danke für deinen Einsatz, liebe Petra! Als Yvette um 17.00 Uhr kommt, berichtet sie uns von schlimmen Verwüstungen im Raum Mittelherwigsdorf. Der Pegel der Mandau ist mittlerweile gesunken, sodass fast alle Brücken in Zittau wieder befahrbar sind. So wünschen wir Petra eine ungehinderte Heimfahrt und etwas Erholung und vor allem Schlaf.

07.08.2010
Ich bin munter als Sebastian um 5.00 Uhr Schichtschluss hat und nach Hause fährt. Draußen schüttet es aus Kannen... Mit keiner Silbe denke ich daran, was der Regen für schlimme Auswirkungen haben wird. Eigentlich findet an diesem Wochenende das Lückendorfer Bergrennen statt. Doch statt Motorenlärm hören wir "nur"das Wasser plätschern. Zu Mittag erzählt unsere Postfrau Wolfgang, dass die Veranstaltung abgesagt ist. Überall auf den Straßen stünde Wasser und aus den Känälen sprudle das Wasser. Gegen 13.30 Uhr wagt es Wolfgang zu Kaufland auf die Keimann-Straße zu fahren. Als er zurückkehrt (ich bin froh, dass er wieder da ist), berichtet er von gesperrten Straßen, Flächen, die sich zu Seen entwickelt haben; jede Menge Feuerwehrleuten, die Keller auspumpen usw. Die Mandau ist bereits höher als zum Hochwasser 1981. Damals waren wir gerade in Zittau umgezogen und hatten noch viele Sachen im Keller vorläufig untergebracht. Hier stand dann das Wasser 1,20 m hoch. Unsere Habseligkeiten schwammen "lustig" darin herum. Aber die damalige Staatliche Versicherung entschädigte unkompliziert und großzügig. Yvette ruft an. Sie hat heute Nachtdienst bei mir und will jetzt mit ihrem Vater die Strecke von Oberoderwitz nach Zittau abfahren, um zu sehen, wie sie am Abend und wo sie lang fahren kann. Es ist zu dieser Zeit die Zufahrt noch über die Mandaubrücke im Zuge der Hochwaldstraße möglich. Kurz nach 20.30 Uhr klingelt erneut das Telefon und Yvette steht an besagter Brücke, die inzwischen auch gesperrt ist. Nun wird das Märchen von den zwei Königskindern Realität. "Sie konnten zusammen nicht kommen, das Wasser war viel zu tief..." Das bedeutete gleichzeitig, dass Petra auch keine Chance mehr hatte, nach Ottenhain zu kommen. Die beiden Pflegeschwestern einigten sich ganz unkompliziert und fanden folgende Lösung: Petra übernahm Yvette Nachtdienst und Yvette löste Petra eher vom Tagdienst am Sonntag ab. Ich verfolge im Internet die Hochwassergeschehnisse in unserer Region. Zum Glück sind wir nicht von den großen Wassermassen negativ betroffen. Allerdings wird mir es mulmig als ich von Stromausfällen höre. Problem ist wahrscheinlich in erster Linie gar nicht das Beatmungsgerät sondern das Absauggerät. Dieses läuft nur mit Strom und das transportable funktioniert nur kurze Zeit mit Akku. Das Beatmungsgerät hingegen reicht 6 Stunden und das Ersatzgerät natürlich genauso lange. Außerdem besitze ich dazu 2 externe Akkus mit je 6 Stunden Leistung. Trotz alledem schlafe ich in der Nacht und morgens wird mir bewusst, dass uns der Strom nicht verlassen hat.

06.08.2010
Zum Freitag steht wieder Physiotherapie auf dem Programm. Dabei gibt es zwischen Kerstin und mir immer allerhand Gesprächsstoff. Für den Nachmittag hat sich Besuch vom Chor angemeldet. Ich freue mich sehr, dass es Rosi und Bernd H. sowie Doris und Helmut H. es geschafft haben zu uns zu kommen. Mit schönen bunten Blumensträußen, Apfelsaft und Kuchen werde ich von ihnen "überschüttet". Außerdem überrascht mich Helmut mit einem Chorfoto vom Auftritt im Frühjahr 2010 in der Windmühle Seifhennersdorf. Wolfgang hat dieses laminiert und für mich sichtbar aufgestellt. Euch allen vielen Dank. Wir verbringen gemeinsam einen schönen Nachmittag. Die Männer unterhalten sich in der Stube und wir Weiberlein schnattern an und um mein Bett herum. Schade, dass die Zeit so schnell vorbei ging. Aber ich hoffe ja, euch bald mal wieder bei uns empfangen zu können.

05.08.2010
Während mir Yvette das Frühstück reicht, schaut ein junger Mann auf dem Arm seiner Mama zum Fenster, welches offen steht, herein. Cindy macht mit Klein-Gustav und Tochter Elisabeth eine Stippvisite bei uns. Anschließend fährt sie zu unserem Hausarzt, um einige Formalitäten zu erledigen. Sowohl die ZGD als auch meine BKK benötigen einige Unterlagen. Gustav mit seinen fast 3 Jahren zeigt sich anfangs recht schüchtern, aber als Wolfgang mit Schokolade lockt, taut er auf. Echt süß der kleine Kerl mit seinen blonden Haaren und himmelblauen Augen. Am Nachmittag kann ich angenehme Temperaturen und schöne Luft auf der Terrasse genießen. Es ist Ergotherapie mit Astrid angesagt. Von Heidi erhalten wir eine Urlaubskarte aus der Eifel, wo sie mit ihrer Familie viel wandert. Wolfgang bietet zum Abendessen Leckeres vom Asiaten. Ich lasse mir knusprige Ente mit Gemüse und Kokosmilch munden. Auch dieses Mal bereitet mir der Reis keinerlei Probleme beim Essen. Da ich nur eine halbe Portion des guten Gerichtes schaffe, habe ich morgen noch was Feines.

04.08.2010
Yvette sorgt ebenfalls dafür, dass wir zum Frühstück frische Brötchen haben. Ich freue mich über eine Roggensemmel, mit der ich beim Essen gut klarkomme. Das ewige Toast- bzw. Weißbrot, welches ich anfangs nur zu mir nehmen konnte, hatte ich total satt. Na, und gerade gesund ist es ja nun auch nicht. Heute muss Yvette ganz allein den Dienst von 9.00 - 21.00 Uhr meistern. Ihr gelingt das mit Bravour, Hut ab! Selbst mein Kopf spielt mit und lässt sich auf Anhieb richtig positionieren. Ob schiebern, absaugen, waschen, lagern oder sonst etwas Yvette schafft es ohne Probleme. Das ist keinesfalls die Regel. Ich habe da in der Vergangenheit schon anderes erleben müssen. Umso mehr freue ich mich darüber, denn solche Tage sind auch für mich anstrengend. Ich habe dies abends gemerkt und brauchte kein Fernsehen mehr. Nachmittags besuchte mich Frau Böhlke. Wir tranken gemeinsam Kaffee, d. h. sie reichte mir Kaffee und Kuchen. Das klappte sehr gut und schmeckte auch prima. Es war ein sehr schöner Nachmittag.

03.08.2010
Heute darf mich Yvette "bemutteln" und Cindy hilft falls es erforderlich ist. Vieles klappt schon richtig gut. Allerdings zeigt mein Kopf wenig Kooperationsbereitschaft. Er kippt immer wieder nach rechts weg, sodass Yvette viel Mühe hat, ihn auf bzw. mit dem Kopfkissen zu fixieren. Da werden immer mehrere Anläufe notwendig bis die richtige Lage gefunden ist. Für die Ergotherapie haben wir uns vorgenommen zu duschen. Als Anja eintrifft, kann es sofort losgehen. Cindy ist inzwischen so sicher, dass sie mich allein mit unserer "Klappmessermethode" vom Bett in den Duschrollstuhl setzt. Eine 2. Person muss lediglich die Kontrolle über den Beatmungsschlauch halten, dass dieser nicht abgeht. Heute funktioniert das Duschen und alles Drumherum bestens. Danach fühle ich mich sehr wohl und genieße die Vesper. Dazu hat Cindy ganz leckere Himbeerschnitten aus der hauseigenen Bäckerei mitgebracht. Man kann sich dran gewöhnen... Also Dank an den edlen Spender! Wolfgang fährt in die Stadt, um einige Dinge zu besorgen u.a. aus dem Sanitätshaus mein Pflegepaket. Abends schauen wir beide in die Ferne. Dienstags halten wir der ARD die Treue und amüsieren uns bei "Mord mit Aussicht" und anschließend verfolgen wir die Geschehen in der Sachsenklinik "In aller Freundschaft". Vor Jahren konnten wir meine Eltern immer nicht verstehen, dass sie von dieser Serie schwärmten. Na und jetzt gucken wir sie selbst und finden Gefallen dran. Ja, so ändern sich die Zeiten.

02.08.2010
Aller guten Dinge sind drei: Neue Woche - neuer Monat - neue Pflegeschwester! Yvette hat heute ihren ersten Dienst bei mir. Sie ist Altenpflegerin und hat bis gestern Senioren im Pflegeheim Eibau betreut. Nun muss sie sich an meine "jugendlichen" Zipperlein gewöhnen und alles rund um die Beatmung erlernen und üben. Cindy unterstützt sie tatkräftig dabei. Auch Josie ist von Dresden eingeflogen, um Yvette einzuarbeiten. Letztendlich ist alles eine Sache der Übung, ähnlich wie beim Autofahren. Die einzelnen erforderlichen Handgriffe müssen zur Routine werden. Ich versuche auch eine geduldige Patientin zu sein und gegebenenfalls, mit Ratschlägen zu unterstützen.


01.08.2010
Die Sonne lacht ins Fenster und es ist perfektes Sonntagswetter. Unser Tagesablauf ist wie üblich. Wolfgang ist glücklich, dass der Drucker wieder funktioniert. Sebastian hat sich dem "Teil" angenommen und den Fehler beseitigen können. Cindy sorgt dafür, dass meine Fingernägel nicht zu lang werden. Am späten Nachmittag starten wir alle einschließlich Biene an den Olbersdorfer See. Wir genießen es auf der Terrasse des "Hauses am See" zu sitzen und Abendbrot zu essen. Ich trinke seit langem wieder mal Kirsch-Hefeweizen-Bier. Das erfrischt sehr schön. Leider müssen wir ziemlich abrupt aufbrechen, da ich mich beim Essen paar Mal verschlucke und jede Menge Sekret auf Absaugen wartet. Doch das mobile Absauggerät, welches wir bei Ausfügen immer mitführen, ist sehr schwach über die "Brust" und hat wenig Saugleistung. Ich fühle mich da wenig sicher und ziehe den Heimweg vor. Richtig abgesaugt und wieder im Bett liegend, merke ich, dass ich ganz schön geschafft bin. Infolge dessen schlafe ich in der Nacht wie ein Stein. Sebastian braucht mich nur einmal absaugen.